Bilderzyklus "Gilgamesch Epos":

Das Gilgamesch-Epos ist eine Gruppe literarischer Werke, die vor allem aus dem babylonischen Raum stammt und eine der ältesten überlieferten schriftlich fixierten Dichtungen beinhaltet. Das Gilgamesch-Epos stellt in seinen verschiedenen Fassungen das bekannteste Werk der akkadischen und der sumerischen Literatur dar. Es umfasst 12 Steintafeln. Ich fange die Aura des Textes intuitiv malend ein und so entstehen zu jeder Steintafel des Gilgamesch-Epos 12 kleine gemalte Tafel (60 x 40 cm) und eine zusammenfassende gemalte Tafel (120 x 80) zu jeder Steintafel des Gilgamesch Epos.

Der Augenblick, indem der Geist in Materie umgewandelt wird, löst eine Faszination in mir aus, durch die mein malerischer Duktus bestimmt wird. Ich schöpfe aus dem Zufälligen und mit dem Zugefallenen arbeite ich weiter. Die Farben reißen Formen an sich, die Zeichen verlangen Farbe und indem ich mich mitreißen lasse, gewinne ich mein Bild. Ziel ist nicht das Abbild, ebenso wie die reine Abstraktion. Ich will einfach etwas aus meinem Inneren heraus fließen lassen, das Form annehmen soll mit dem Formenkanon den ich mir erarbeitet habe. Das Bild soll vieldeutig bleiben und die Sicht, das Verständnis obliegt letztlich dem, der ihm gegenübertritt. Das Bild soll ein Reiz sein, der im Betrachter seine eigene Empfindungswelt auslöst. Wobei mich als Künstler das Urempfinden, die Ursprünglichkeit, das Noch-Nicht-Entdeckte, und die dabei stattfindenden Emotionen faszinieren.

Vordergründig interessiert mich an diesem Epos die Meisterung der Materie. Wobei ich versuche die Urfragen des menschlichen Daseins anhand dieses epischen Meisterwerkes herauszuarbeiten: Sinn des Lebens, Menschwerdung, Freundschaft, Tod, Unsterblichkeit.

Faszinierend an der Geschichte von Gilgamesch, dem großen Helden der Sumer, König von Uruk, ist vor allem sein Scheitern, seine Geschichte ist geprägt von Wahnsinn, extremen Gefühlen, Angst und Entfremdung.

Letztlich folge ich mit dieser Werkgruppe einer regressiven Utopie, der eine Zivilisationskritik zugrunde liegt. Diese mythologische Welt löst in meiner Empfindungswelt des Geheimnisvollen den Zauber der Kunst aus, und nur die Kunst allein vermag es, jene Ekelgedanken über das Entsetzliche oder Absurde des Daseins in Vorstellungen umzubiegen, mit denen sich leben lässt.

Bilderzyklus "Elektrogegenständliches - Föhn"

Diese Studie setzt sich mit dem Alltagsgegenstand Föhn in einer malerisch dreckigen Ausdrucksweise im Geiste der Kunstrichtung Pop-Art auseinander. Kunsthistorisch gilt die Pop-Art als Abkehr des abstrakten Expressionismus. In dieser Kunstserie vereint Orthuber die zwei gegensätzlichen Kunstrichtungen.

1. Wait All Day Long: Dieses Bild nimmt Bezug auf Roy Lichtenstein‘s „M-Maybe“, indem eine Personifikation des Elektrogegenstandes Föhn vorgenommen wird und seine Gefühlslage in der Comicblase verdeutlicht, wie einsam er/sie sich die meiste Zeit seines/ihres Daseins in der kalten Badezimmeratmosphäre fühlt.

2. Pine-Island-Gletscher: Der Pine-Island-Gletscher ist ein bedeutender Eisstrom im Ellsworthland in Westantarktika. Mit der Titelgebung „Pine-Island-Gletscher“ wird auf die menschengemachte Erderwärmung hingewiesen, die eben durch eine nicht bewusste Nutzung von Alltagsgegenständen vorangetrieben wird. So bekommt die rein malerische Umsetzung der dreckigen Pop-Art durch den Titel eine zusätzlich eingebaute Metaebene.

3. Nimrod: Nimrod ist Held und König aus der Bibel und dem Koran und gilt als großer Jäger. Sein Name bedeutet soviel wie „sich widersetzen“ und so soll er gegen Gott rebelliert haben. Im Abschlussbild dieser Kunstserie findet die Personifikation des Elekrogegenstandes Föhn durch eine Assimilation im dargestellten Körper Nimrods. Auch hier findet durch die Titelgebung eine intertextuelle Ebene statt, während vordergründig die malerische Umsetzung der Personifikation im dreckigen Pop-Art-Stil in Verbindung des abstrakten Expressionismus zum Endpunkt vorangetrieben wurde.

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© Oliver Orthuber